Montag, 1. November 2010

Ready for Reed

Rockstar, Poet, Glam-Ikone, Grantscherben, Warhol-Freund, Antony-Hegarty-Entdecker, Laurie-Anderson-Ehemann – Lou Reed hat viele Facetten. Seit neuestem zählt die Filmemacherei dazu. In seinem 28-minütigen Dokumentarfilm „Red Shirley“ interviewt der Musiker seine 101 Jahre alte Cousine und erzählt, wie sie mit 19 Jahren von Polen nach Kanada und von dort weiter nach New York emigrierte.



Nun ist nicht überall, wo „Lou Reed“ draufsteht auch Meisterwerk drinnen, wie viele, viele, VIELE seiner Platten beweisen. Reed selbst hat bereits angekündigt, dass „Red Shirley“ sein erster und letzter Film gewesen sein wird, was den Schluss nahelegt, dass hier vielleicht ein Schuster seine Leisten kennt und bei ihnen bleiben will.

Trotzdem darf man gespannt sein auf den morgigen Abend, wenn Reed ab 20.30 Uhr im Gartenbaukino seinen Film vorstellt und zur Q+A-Session bereitsteht.

Und weil's mich grade freut, hier eine Liste der fünf besten Platten, an denen Reed mitgewirkt hat:


5. TRANSFORMER (Soloalbum)

Lou Reed - Transformer

Der Bowie wird’s scho richten: Nach seinem erfolglosen Solodebüt wendet sich Reed an Glam-Übervater David Bowie und lässt sich ein Hit-Album von ihm produzieren – für viele immer noch seine einzig wichtige post-Velvet-Underground-Platte. Mit Mascara im Gesicht wird Reed für kurze Zeit selbst zur Glam-Ikone und schreibt den Transsexuellen New Yorks mit „Walk On The Wild Side“ eine Hymne für die Ewigkeit. Außerdem essentiell: Der romantisch-entrückte „Satellite Of Love“ und das längst vor der Wiederentdeckung durch „Trainspotting“ unsterblich gewordene „Perfect Day“.


4. LOADED (The Velvet Underground)

The Velvet Underground - Loaded

Die ersten vier Velvet-Underground-Alben dürfen in keiner Plattensammlung fehlen. "Loaded" ist die letzte Platte, an der Reed beteiligt war. Er verließ die Band noch vor der Veröffentlichung. Mit Klassikern wie Sweet Jane", "Oh! Sweet Nuthin'" und "Who Loves The Sun" ist "Loaded" ein mehr als würdiger Schwanengesang einer der einflussreichsten Rockbands aller Zeiten. Als drei Jahre später das unwürdige "Squeeze"-Album folgte, war Reed schon längst mit seiner Solokarriere beschäftigt.


3. THE VELVET UNDERGROUND (The Velvet Underground)

The Velvet Underground - The Velvet Underground

Nach dem noisigen zweiten Album "White Light/White Heat", das zur Blaupause für Bands wie Sonic Youth und My Bloody Valentine wurde, feuerte Lou Reed John Cale, den zweiten kreativen Kopf der Band, und holte anstattdessen Multiinstrumentalist Doug Yule ins Boot. "The Velvet Underground", das dritte Album der Band, geriet songorientierter als der Vorgänger. Viele Stücke sind von zerbrechlicher Schönheit, wie der Opener "Candy Says", das passiv-aggressive "Pale Blue Eyes" und das gänzlich unironische Stoßgebet "Jesus". Daneben stehen überschwängliche Songs ("What Goes On", "I'm Set Free") und der coole Raussschmeißer "After Hours". Meisterwerk.


2. THE VELVET UNDERGROUND & NICO (The Velvet Underground & Nico)

The Velvet Underground - The Velvet Underground & Nico

Über dieses Album muss man keine großen Worte mehr verlieren. Vom klassischen Line-Up mit John Cale, Sterling Morrison und dem deutschen Modell Nico eingespielt, ist "The Velvet Underground & Nico" einer der großen Klassiker der Rockmusik. Reed singt über Dinge, die Mitte der 60er sonst nirgendwo thematisiert wurden: Drogensucht, Sodomie, Selbstmord. Die Musik ist mal harmonisch poppig ("I'll Be Your Mirror", "Femme Fatale"), dann wieder furios experimentell ("Heroin", "Venus In Furs"). Hätte Reed nur dieses eine Album gemacht, er wäre heute trotzdem eine Legende.


1. NEW YORK (Soloalbum)

Lou Reed - New York

Nicht so bahnbrechend und einflussreich wie das Velvet-Underground-Debüt, aber insgesamt Reeds überzeugendste Arbeit. "New York" ist zornig und pechschwarz. Die Mühe zu singen, macht sich Reed gar nicht mehr. In 14 Liedern erzählt er atemlos Geschichten aus den dreckigen Winkeln der City that never sleeps. Auch Kurt Waldheim kriegt dabei sein Fett weg. Eine der besten Platten der 80er, ach was, aller Zeiten.

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