Donnerstag, 28. Oktober 2010

The Agony And The Ecstasy Of Phil Spector

Nieselregen und verhangener Himmel am frühen Samstagnachmittag. Kinowetter also. In der Urania wird „The Agony And The Ecstasy Of Phil Spector“ gezeigt, eine Dokumentation über den berühmt-berüchtigten Plattenproduzenten, der in den 50er- und 60er-Jahren mit der Erfindung des sogenannten „Wall Of Sound“ und der Produktion von Hits wie „Be My Baby“ (The Ronettes) und „You’ve Lost That Lovin‘ Feelin‘“ (The Righteous Brothers) Popgeschichte geschrieben hat.

2003 wurde Spector wegen Mordverdachts festgenommen, nachdem die B-Movie-Schauspielerin Lena Clarkson in seinem Schloss (ja, Schloss!) in Alhambra erschossen aufgefunden wurde. Bevor der Produzent letztes Jahr schuldig gesprochen und zu 19 Jahren Haft verurteilt wurde, traf ihn Regisseur Vikram Jayanti, und versuchte in mehreren Gesprächen den Mann hinter der Popikone zu ergründen.



Vikram Jayanti gelingt das Kunststück, einen langweiligen Film über eine der faszinierendsten Figuren der Popgeschichte zu machen: Endlos darf Spector vor der Kamera dahinbrabbeln, er sei größer und genialer als Galileo Galilei und Leonardo Da Vinci, als die Beatles und Brian Wilson sowieso. Als er dann noch erklärt, der legendäre Hairdo, den er einmal im Gericht präsentierte…

DIESER Hairdo!


…, sei als Hommage an Albert Einstein und Bob Dylan zu verstehen gewesen, nimmt das Ganze „Spinal Tap“-Ausmaße an.

Das Verfahren selbst wird hingegen kaum thematisiert. Jayanti begnügt sich damit, Aufnahmen aus dem Gerichtssaal unterlegt mit Spectors größten Hits zwischen die Interviews zu schneiden. Das ist weder besonders aufschlussreich, was die popkulturellen Errungenschaften des Produzenten angeht, noch was seine Rolle im Mordfall betrifft.

Als der Regisseur dem Publikum nach der Vorstellung offenbart, dass er Spector für schuldig hält, ist man überrascht, spricht sein Film doch eine andere Sprache: Die gezeigten Zeugenaussagen entlasten den Angeklagten allesamt. Spector ist der etwas weltfremde, aber liebenswert-schrullige Onkel, während Clarkson als labile Möchtegern-Schauspielerin mit Selbstmordtendenzen wegkommt. Als unparteiische Dokumentation taugt „The Agony And The Ecstasy Of Phil Spector“ somit nicht viel, als Künstler-Biographie bleibt der Film zu oberflächlich.

Interessanter ist die anschließende Q+A-Session, bei der Jayanti von der Arbeit mit Spector erzählt und einige Anekdoten zum Besten gibt:

Warum Jayanti den Film machen wollte...




Über die Struktur des Films, Spectors Selbstwahrnehmung und das Gerichtsverfahren...



Warum Spector John Lennon mit einer Waffe bedrohte, und warum ihn andere Künstler anpissen (manche davon nicht nur im metaphorischen Sinn)...



(For the record: McCartney > Lennon!)

Wie Leonard Cohen darauf reagierte, mit einer Waffe bedroht zu werden, und was Jayanti vor dem Dreh geklärt haben wollte...



Wie der Film ursprünglich beginnen sollte...



Spectors Eitelkeiten...

3 Kommentare:

  1. hi reiner. hast deine tools verloren? wo bleibt die reportage über 14 std. kinositzesitzen im k/haus? es gab applaus für einige durchhaltende doppelmarathonschauer! schreibst auch einmal was über filme? führst du das blog später weiter? willst nächstes jahr nach croatia, zum split film festival, fahren und live aus der adria bloggen? http://www.splitfilmfestival.hr/

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  2. haha, der hairdo! *qietchharhar*

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  3. Heutzutage am häufigsten verbreitet sei weiterhin Cannabis. Danach kommt Chemie und dann Kokain. Kokain ist der Teuerste. Die neue Extasy wirken erst nach einer Stunde. Mann kann überdose bekommen.

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